Entstehungsgeschichte

Persönliche Beziehungen einiger miteinander befreundeter Studenten nach Lateinamerika waren der Ausgangspunkt für ein gemeinsames Träumen von einer gerechteren Welt. Sie wollten nicht mal schnell die ganze Welt retten, aber doch an einem konkreten Projekt aktiv werden. So gründeten im Juni 1989 vier Theologinnen und Theologen, eine Heilpädagogin sowie zwei Ärzte in Tübingen den Verein “El Pueblo Unido-Solidarität mit Lateinamerika e.V.”.

Wie in vielen Ländern der Welt fehlt es auch in Peru an Bildungskonzepten, die speziell die Interessen der Armen wahrnehmen und vertreten. Der Staat schreibt zwar “Bildung für alle” in sein Regierungsprogramm, lässt es aber an der entsprechenden Umsetzung fehlen. In Peru wird der Zugang zur Bildung der armen Bevölkerung oft schwer oder sogar unmöglich gemacht. Zum einen können viele kaum die Kosten für Schuluniform, Schulgeld und Lernmittel aufbringen, zum andern sind die Kinder auch schon früh eingespannt, um ihre kleinen Geschwister zu hüten oder um einen finanziellen Beitrag zum Lebensunterhalt ihrer Familien zu erwirtschaften. Bildung, Schulbildung und Ausbildung garantieren zwar keinen Ausstieg aus dem Teufelskreis der Armut, sind aber doch eine Grundbedingung dafür.

Zunächst entstand aus den persönlichen Kontakten zu Alsina Zegarra, einer pensionierten Lehrerin und engagierten peruanischen Gewerkschafterin in Cajamarca ein Projekt zur finanziellen Unterstützung einer Lehrergruppe, die ihre Unterrichtspraxis im Blick auf die Lebensverhältnisse der Armen reflektieren und neu erarbeiten wollte.

Als Folge dieser konzeptionellen Arbeit der peruanischen Lehrerinnen und Lehrer und aus ihren Beziehungen zu den Menschen, die in den Armenvierteln der Provinzhauptstadt im nordwestlichen Andenhochland leben, entstand die Idee zum Bau einer eigenen Schule im Armenviertel San Roque.

Ziel sollte sein, den Kindern, die aufgrund ihrer Arbeitstätigkeit und familiären Armut gar nicht oder nur sporadisch zur Schule gehen konnten, den Zugang zu einer schulischen Ausbildung zu ermöglichen. So erhielt die Schule dann auch den Namen

“Aulas Abiertas / Offene Klassenzimmer – Vuelta a la Escuela / Zurück zur Schule”

Nach und nach nahm diese Schule Gestalt an: 1993 wurde ein 11 Ar großes Grundstück gekauft, auf dem mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Eltern und mit der ehrenamtlichen Arbeit zweier engagierter peruanischer Bauingenieure in einem ersten Bauabschnitt zunächst ein Saal, eine Küche, zwei Klassenzimmer und Toiletten gebaut wurden. In dieser Größe wurde der Schulbetrieb am 30. Mai 1994 für 60 Kinder in vier Klassen offiziell eröffnet.

Träger der Schule in Peru ist der Verein CODAC, „Coordinadora departamental de accion civica por la educacion Cajamarca – Koordination der bürgerschaftlichen Aktivitäten zur Bildung im Departement Cajamarca“. Er stellt die Lehrkräfte sowie eine psychologische und medizinische Fachkraft ein und verwaltet verantwortlich das Geld, das El Pueblo Unido von Spendern in Deutschland bekommt und nach Peru weiterleitet.

Inzwischen besuchen etwa 240 Kinder die Schule in drei Vorschulklassen und sechs Klassen der Primaria, was in etwa einer erweiterten Grundschule bei uns entspricht. Die Schule ist in ihrer ursprünglich geplanten Größe mit neun Klassenzimmern, Sanitäranlagen, Aula, Küche, Lehrerzimmer, Bibliothek, Gesundheitsstation, Werkstätten, Hausmeisterwohnung, Spielplatz, Hof und Garten fast fertig gestellt und zu einem Schmuckstück des Armenviertels geworden, auf das die Kinder und ihre Eltern sehr stolz sind.

In einem letzten Bauabschnitt wird nun noch ein Speisesaal das Raumkonzept der Schule vervollständigen.

Die Kinder bekommen in der Schule täglich ein Frühstück und ein Mittagessen, das von den Müttern abwechselnd zubereitet wird.